MICHAEL MASCHKA - Malerei

Werden uns Potemkinsche Dörfer gezeigt, dann spiegelt uns jemand falsche Tatsachen vor - diese Dörfer sind demnach ein Sinnbild für Lug und Trug. Angeblich soll einst der russische Fürst Potemkin (1739-1791) Zarin Katharina auf einer Inspektionsreise durch die Krim nur blühende Dorfattrappen gezeigt haben. In Wirklichkeit beruht diese Geschichte aber auf bösartigem Hofklatsch in St. Petersburg, der Potemkin in Misskredit bringen sollte. Ein sächsischer Diplomat brachte diese Legende durch seine Memoiren nach Deutschland und in unsere Geschichtsbücher.
Ich habe das Thema im Sinne von "Scheinwelten" behandelt, bin also von der historischen Vorlage bewusst abgerückt, um deutlich zu machen, dass wir gerade in der Gegenwart umgeben sind von unendlich vielen virtuellen Welten. Das Bild ist daher aufgebaut wie eine Bühne, hinter deren Kulissen sich immer wieder neue Realitäten verbergen... nichts ist wie es scheint. Die fünf Sinne im Hintergrund repräsentieren unsere (begrenzte) Wahrnehmung der Dinge... der Narr als Narziß im Dialog mit sich selbst... die Welt als Attrappe, in der alles willkürlich und gekünstelt erscheint, weil eine Unterscheidung zwischen Kunst und Künstlichkeit kaum noch stattfindet. Es finden sich auch Anklänge an jüngste Ereignisse, etwa der Finanzkrise (das Schwein, das Geld frisst als eine Last, die wir alle zu tragen haben) oder das Bildnis eines nackten Jungen, der gerade seine Pistole nachlädt und vielleicht - völlig verblendet - zum Amoklauf ansetzt. Im Großen und Ganzen stellt die rechte Seite des Bildes die Folgen der Geschehnisse der linken Seite dar, also Krieg, Krankheit und Invalidität, Armut und die Verirrungen im Sozialverhalten als Konsequenz des Verlustes von gesundem Realitätsempfinden.


Potemkinsche Dörfer

Potemkin Villages

 

2009
Öl auf Leinwand
80 x 120 cm